Umzugs-Krimi

13.12.2017 Umzugs-Krimi

Der Fall des charismatischen Betrügers

Vor ein paar Jahren hatten wir einen Bewerber, den ein Umzugsmitarbeiter mitbrachte. Der Mann war wortgewandt, in gewisser Weise charismatisch, konnte gut mit den Menschen, dem Land seiner Herkunft wird dies nachgesagt. Er arbeitete fleissig, sorgte mit seiner angenehmen Art für mehr Trinkgeld bei den Kunden, die Kollegen mochten ihn. Er zog, als er kurzfristig aus seiner Wohnung raus musste, bei einem Kollegen ein.

Vorsicht ist bei Umzugs-Betrügern, die die Kosten eines Umzugs intransparent kassieren.

Vorsicht bei Umzugs-Betrügern

Stutzig wurden wir, als er es über eine gewisse Zeit nicht und nicht schaffte, seinen Führerschein mitzubringen, weil wir den für die Unterlagen kopieren wollten.

Irgendwann zogen wir die Notbremse, auch wenn sonst alles passte, was soll das, wir sind haftbar, wir müssen die Ordnung einhalten, der Gesetzgeber verlangt es von uns. In derselben Zeit rief uns die Kantonspolizei eines Nachbarkantons an, ob wir einen Soundso kennen würden.

Umzugshelfer gesucht

Ja, den kennen wir, der arbeitet bei uns. Sie suchen ihn? Wir sagen es ihm. Hätten wir auch, wenn wir ihn nochmal gesehen hätten. Stellte sich raus, er wurde in seinem Heimatland polizeilich gesucht, in Deutschland, im Nachbarkanton. Seine Adresse im Nachbarkanton war die einer betrogenen Freundin. Die Dame rief uns an und erzählte uns ihre Geschichte. Er habe sie in einem Lokal angesprochen, sie hätten sich verliebt, nach 2 Tagen sei er bei ihr eingezogen. Irgendwann wurde sie misstrauisch, weil er sich ständig Geld borgte, und sich von ihr aushalten liess. Sie setzte ihn vor die Tür. Er zog zu unserem Mitarbeiter. Wir wussten natürlich nichts davon.

Nachdem er abtauchte, entdeckte der Kollege, dass der Typ 3 Monatsmieten nicht gezahlt hatte, und blieb auf den Schulden sitzen. Schlimmer noch: Er hat in seinem Cablecom Account für 900 CHF Videogutscheine gekauft, und über ricardo.ch versteigert.

Nach 4 Wochen rief uns eine weitere Dame aus Deutschland an, sie hatte von der Betrogenen gehört und wollte uns informieren: Der Betrüger machte dies seit JAHREN. In ihrem konkreten Fall hatte er sich das Vertrauen der Dame erschlichen, sie waren verlobt, sie holte ihn in den Familienbetrieb, die Eltern mochten ihn, er war fleissig. Irgendwann gaben sie ihm auch Zugriff auf die Kasse und den Safe. Tags drauf war er verschwunden, zusammen mit dem Geld und den Wertsachen seiner Verlobten.

Sie hatte sogar eine eigene Webseite ins Leben gerufen: www.VornameNachnameisteinarschloch.de, um andere Frauen zu warnen und eine Kontaktmöglichkeit für Geschädigte zu schaffen.

Unseres Wissens zog er seine Spur durch vier Länder und könnte heute immer noch unterwegs sein.


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